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Alt 24.01.2006, 14:09
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Standard Interview mit dem neuen Designchef von Fiat

Der in Marokko geborene Frank Stephenson erlangte schon mit dem Design des neuen Minis Berühmtheit, bevor er zu Ferrari wechselte und dort die neue Designsprache mitentwickelte. Nun ist er Leiter des Fiat Centro Stile, wo er für das Design der kommenden Schlüsselmodelle verantwortlich sein wird. Er sprach kürzlich mit dem „Business Week“ Magazin über einige Aspekte seines neuen Jobs. Hier einige Auszüge:

Fiat war der führende europäische Hersteller von Kleinwagen. Hier ist der Wettbewerb am härtesten. Wie will Fiat in diesem Segment verlorenen Boden wieder gutmachen?

Man muss den Kunden von Beginn an packen. Um dies mit Design zu erreichen gibt es zwei Ansätze: Der Shock und der zweite, mehr entwicklungsfähige Ansatz ist die historischen Werte einer Marke auszuspielen. Wenn also eine Automarke eine reiche Geschichte besitzt, wird nicht eine komplett neue Designrichtung eingeschlagen. Es wird versucht, die Design DNA der Marke herauszustreichen um die Kundenbasis zu behalten. Fiat hat definitiv eine geschichtsträchtige Vergangenheit welche die Leute lieben. Darauf folgte der „Schluckauf“ mit der Qualitäts- und Designverschlechterung. Wir müssen Fiat zum Doktor bringen und bloss wieder kurieren, vorhanden ist noch immer alles.

Wie soll dies geschehen?

Wir müssen Autos mit Italianata kreieren. Jedermann liebt Dinge welche in Italien hergestellt werden, weil in allen Produkten aus Italien eine Verbundenheit mit dem Land vorhanden ist, Lifestyle, Essen, Kultur, Fashion und Geschichte. Wir müssen zurück zu Fiats Wurzeln und müssen wirklich attraktive Fahrzeuge kreieren. Fahrzeuge in welche man sich auf den ersten Blick verlieben kann.

Der Lebenszyklus der Fahrzeuge beträgt ca. fünf Jahre und ein neues Fahrzeug zu designen benötigt zwei bis drei Jahre. Wie schnell können sie diesen neuen Fiat Look in den Markt bringen.

Mit dem neuen Punto, welcher diesen Herbst eingeführt wurde, haben wir den ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Das nächste Produkt wird innerhalb eines Jahres gezeigt. Sie werden Fahrzeuge voll sinnlichem Design sehen.

Wie können Sie ein Fahrzeug in einem Jahr zeichnen?

Die Designabteilung bei Fiat ist eine kleine Gruppe. Wir haben keine Komitees womit es keinen Grund gibt wozu wir 24 bis 36 Monate benötigen um ein Fahrzeugdesign zu Entwickeln. Wenn eine Firma dazu lange benötigt, deutet dies vielleicht auf eine schlechte Kommunikation hin, es gibt zu viele Revisionen oder es ist nicht das richtige Team mit der richtigen Vision am Werk.

Welches wird das erste Model um den Markt so richtig aufzumischen?

„Wir arbeiten am Nachfolger des Stilos, welcher ein heisses Produkt wird, Lancia wird vielleicht mit einem Remake des Delta Models kommen und der Fiat 500 wird viele Leute überraschen!“ Im leichten Motorenfahrzeugmarkt werden wir zeigen, dass wir die jungen Leute im Visier haben. Unsere Produkte werden hier sexier sein als die Konkurrenz.

Was sind die Trends im Autodesign und wohin führen sie?

Das Geheimnis und die Zukunft des Fahrzeugdesigns ist die Personalisierung. Ein Käufer will der einzige Besitzer des bestimmten Produkts sein. Somit muss dem Kunden die Möglichkeit gegen werden seinem Geschmack Ausdruck zu verleihen. Materialien, Farben, Räderdesign und die Möglichkeit den Innenraum zu gestallten sind wichtig.

Die Leute in Abu Dhabi könnte man zum Beispiel einen hellblauen Farbton offerieren, was den Wagen kühler anfühle lässt. In Finland, bei 30 Grad unter Null im Winter, müsste man eher ein warmes Rot im Innnenraum anbieten um die Atmosphäre zu Erwärmen. Uns interessieren aber auch Materialen mit Funken und Licht.

Was wird in den Fahrzeugen in 2015 vorhanden sein was wir uns heute noch nicht mal vorstellen können?

Es wird Innovationen im Luxusmaterial geben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass in zehn Jahren Leichtmetall, Leder und Holz die einzigen Luxusmaterialen in Autos sein werden. Jeder Hersteller wird versuchen den nächsten zu finden. Denken Sie an Perlmutter, Keramik, Granit oder Marmor. Könnte solches Material nicht zum Beispiel für die Kühlergrille verwendet wreden.

Wie wichtig ist das Innenraumdesign?


Der Innenraum ist im Moment der grösste Schlachtplatz. Es ist der Ort um Kunden zu gewinnen. Das Äussere mag noch so gut aussehen aber wenn der Innenraum nicht gefällt, werden die Kunden den Wagen nicht wählen. Es ist wie sich in die Seele und Geist von jemand zu verlieben nachdem man sein Gesicht gesehen hat. Alle Herstellen pushen Vorteile im Innenraumdesign. Jeder macht andere Dinge: Es gibt 3D Effekte, weichere Materialen welche sich besser anfühlen und ergonmisch geformte Fahrzeuge. Es herrscht ein konstanter Wettkampf marktwirksame Vorteile für das Innenraumdesign zu finden.

Ist Europa noch führend im Fahrzeugdesign?

Niemand spricht von emotionalen Design bei amerikanischen oder japanischen Fahrzeugen. Das sind normale Massenprodukte.

Chris Bangle hat der Welt des Automobildesings einen echten Schock versetzt mit dem neuen BMW Look. Er hat eine riesige Kontroverse in der Industrie provoziert.

Ich respektiere Chris und was er getan hat. Es braucht viel Courage um so was gegen den Strom zu tun und es mit einer Firma zu tun, die ein solches Gewicht hat in der Branche wie BMW. Es gibt Perioden etwas richtig zu machen und es gibt eine Perioden der Verbesserung um das neue Styling auszugleichen. Bangle war ein Held, er traf mutige Entscheidungen.

Wer ist heute wirklich führend in Fahrzeugdesign?

Es ist weder Mercedes, noch BMW, noch Ford. Wir gehen durch eine Moment der Verwirrung. Chrysler hatte es, die Franzosen hatten es aber es blieb nicht haften wie es sollte. Es gibt nichts Schöneres als die 60er als man wirklich den Fahrzeugen nachsabbern konnte. Design war wie Skulpturen, nur das Kunstgewerbe machte solche Oberflachen. Danach ging man zu aggressiv aussehenden Fahrzeugen über, auf deren Oberfläche niemand mehr mit der Hand nachfahren wollte. Wir haben diesen kunstvollen, skulpturenhaften Look verloren. Es gibt nicht mehr viele Wagen bei denen gesagt wird, hier war ein Künstler am Werk, Fahrzeuge welche mit der Hand und nicht mit dem Computer erschaffen wurden. Sie sind digital geworden. Wir werden versuchen organisch zu bleiben.

Der Benutzung von Computern werden sie sich aber nicht entziehen können.

Wir müssen Computer benutzen um schnell zu sein. Aber wir sollten eine Designsprache verwenden. Ein Fahrzeug sollte eine Formsprache besitzen anstelle von gefräst zu werden. Einfachheit ist Schönheit, wie der iPod. Er ist so simpel und doch so richtig. Ich kaufte einen vor einem Jahr und hab ihn nie benutz aber er ist so schön. Er ist ein hochtechnisches Produkt aber er hat eine Reinheit und Ehrlichkeit. Ich will versuchen eine solche Designsprache zurück zu den Produkten von Fiat zu bringen.

Quelle: italiaspeed


Eines der ersten Projekte welches von Fiat Centro Stile unter der Leitung von Frank Stephenson realisiert wurde ist der „Oltre Fiat“ Conceptkar. Er wurde letzten Monat in Bologna gezeigt, nachdem das Projekt in Rekordzeit umgesetzt wurde.
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