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Alt 09.11.2005, 14:08
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Idee Sergio Marchionne im Wallstreet Journal

Seit er vor 17 Monaten zum CEO der Fiat Gruppe berufen wurde hat Sergio Marchionne einem Unternehmen neues Leben eingehaucht, welches von vielen Leuten schon auf der Müllhalde gesehen wurde. Der in Italen geborene und in Kanada aufgewachsene Manager hat in dieser Zeit das Managment umgebaut, Kosten gesenkt und den Börsen Kurs von seinem tiefsten Stand zum höchsten Stand seit 3 Jahren gepusht. Diese Marke erreichte der Kurs im September. Kapitalgeber geben Fiat heute positive Aussichten und einige Börsenanalysten raten die Firma schon wieder als „buy“ in Ihren Empfehlungen.



Fiat Aktien in Mailand, welche ein Rekordtief von 4.60 € im April erreicht hatten, waren im September auf 7.77 € gestiegen. Nachdem die Kapitalgeber eine grosse Anleihe von in Anteilskapital umgewandelt hatten. Seither ist er wieder auf 6.95 € gefallen, was einen Marktwert von 8.600 Milliarden € für das Unternehmen ergibt.

Der grösste Anteil an dieser Entwicklung trägt, wie Marchionne in einem Interview sagte, der radikale Umbau des aufgeblähten Managementstrukturen bei Fiat. „Ohne diesen Umbau hätten wir den Wandel nicht erreichen können“. Doch hinter diesen guten Neuigkeiten lauert eine Gefahr: Wie soll ein Unternehmen langfristig genesen, dessen Core Business es ist Kleinwagen (mit geringer Marge) in Hochpreiseuropa herzustellen. Diese Gefahr hatte deutliche Folgen auf andere Autobauer wie GM, Ford, VAG und DaimlerChrylser AG. So riskiert das Unternehmen einen Preiskrieg mit seinen gesunderen Mitbewerbern.

“Das grosse Problem mit der Auto Industrie ist, dass Verlierer nicht exisiteren“ sagt Stephen Cheetham, Chief Auto Analyst bei Sandrod C. Bernstein Ltd. Er hält die Autosparte von Fiat für verloren. Er gibt ihr einen Marktwert von 0. Er vergleicht das ganze mit der Szene vom Löwen und den Gazellen in Filmen von wilden Tieren „und Fiat ist eine der langsamen Gazellen“. Andere Analysten sind nicht ganz so verdreisslich. Letzte Woche hat J.P. Morgan Chase & Co. Fiats Börsenwert als “unterbewertet” eingestuft und setzte einen Ziel von 8.5 €, 22 Prozent über dem aktuellen Wert. J.P. Morgan ab an „die Aussicht auf einen nachhaltigen Turnaround sind noch immer unklar aber vor nicht alzulangerzeit waren nicht mal die kurzfristigen Aussichten unklar“.

Beim Turnier Krosskonzern, welcher vom Iveco Lastwagen bis zum Ferrari Sportwagen alles herstellt, hat sich viele geändert seit Hr. Marchionne im Juni 2004 die Leitung übernahm: Der Patriarch der Besitzerfamilie, Umberto Agnelli, starb. Ein Jahr zuvor entkam Fiat dem Bankrot nur weil eine Gruppe von Banken einen 3 Milliarden Überbrückungskredit sprach. Der Konzern hatte 4 CEO in nur 2 Jahren. Verbände wollten, dass Italien Fiat kauft um den Konzern zu sichern. Fiat fuhr in 2003 fast 2 Milliarden Euro Verlust und in 2004 rund 1,6 Milliarden Verlust ein. Die Verluste kamen grösstenteils von der Autosparte. Deren 2.1 resp. 2.0 Milliarden Verluste wurden nur dank den Gewinnen der CNH Traktor-und der IVECO Lastwagendivision ein wenig abgefedert.

Die Firma war laut Marchionne “übermanaget“ und „unterführt“. Schwache Manager spielten Stühlerücken: Versagen sie auf einer Position, wechselten sie in die Nächste, verliessen das Unternehmen aber nie. Er flachte die Führungsstruktur und baute schnell Schwachstellen ab. Er spielte auch geschickt eine der wenigen Trümpfe von Fiat aus: Fiat hatte die Option GM seine kränkelnde Autosparte zu verkaufen. Diese Abmachung ging aus einem Joint Venture hervor welche die beiden Konzerne 2000 eingegangen waren. GM hätte es riskiert mit Fiat wegen der Option vor Gericht zu ziehen und hatte Argumentiert, sie müssten den italienischen Hersteller schliessen und Arbeiter entlassen wenn sie gezwungen würden, die Option zu erfüllen und Fiat zu kaufen.

Im Januar nannte Marchionne dies ein „Bluff“ und bestärkte GM, sich für 1.55 Milliarden Euro von der Option freizukaufen und die Anklage fallenzulassen. Diese Summe genügte um Fiat freizukaufen. Danach entliess er den Manager der Autosparte und übernahm diesen Job gleich selbst. „Es ist besser sich durch seine eigene Entscheide zu töten als sich von den Managemententscheiden eines Anderen umbringen zu lassen“ sagte Marchionne.

Er stoppte die Praktik, Autos über Discountkanäle, wie Gebrauchtwagenhändler zu Verkaufen. Er verzichtete auf Vollumen und Markanteil. Trotzdem wuchsen Fiats dünne Margen schnell an. Im dritten Quartal von diesem Jahr ist der Gewinn von Fiat Auto auf 0.6 Prozent angewachsen. In Sanne ging der Marktanteil um 5.9 Prozent zurück (verglichen zum Vorjahr). Im letzen Monat überzeugte Herr Marchionne die Banken Ihre Anleihe von 3 Milliarden Euro in Anteilskapital umzugewanden. Aber Marchionnes wundergleiche Arbeit kann nicht über die strukturellen Probleme der Auto Sparte hinwegtäuschen. Diese Sparte hält ein Anteil von 43% am Gruppenresultat von Fiat. 70 Prozent der Autos die Fiat in Italien verkauft sind Kleinwagen mit kleiner Marge. Fiat hat entscheidende Modelle wie den top-selling Grande Punto in diesem Jahr gelauncht. Aber sie sehen massiver Konkurrenz aus Europa entgegen, welche auch mit neuen Modellen auffährt. Marchhionne räumt ein, dass Fiat viele Testfahrten mit dem Punto verzeichnet. Aus einem Viertel dieser Testfahrten ergeben sich erfahrungsmässig Verkäufe „ Es richtig zu machen wird Fiat vielleicht nicht retten aber es falsch zu machen hätte uns gehängt“

Eine Kostenrestrukturierung wurde durchgeführt um die Produktion der Kleinwagen gewinnbringender zu gestalten. Wie die meisten in der Branche hat Fiat Überkapazitäten. Analysten schätzen eine Auslastung von 72 Prozent weltweit und 61 Prozent in Italien. „Das Problem hier ist, dass Marchionne keine Fabriken schliessen will“ sagt Marco Bicocci Pichi, ein Consultant für Fiat. Dies hätte zu einer Konfrontation mit den Verbänden geführt. Marchionne sagt, dass grosse Fabrikschliessungen eine „irrationale Knieschussreaktion“ seien. Er weisst darauf hin, dass die realen Kostproblemen bei Fiat Auto „nicht die Menschen an den Produktionsbändern welche Fahrzeuge produzieren sind, sondern der restliche Krimskrams den man zum Support für ein Geschäft wie dieses benötigt, vom Ingenieur bis zum Rechtsdienst“. Die Sparte hat noch immer einen Overhead um 2 Millionen Autos mehr zu verkaufen. „Aber niemand kann so viele Autos mehr verkaufen“ sagt Marchionne. Fiat hat 1.8 Millionen Fahrzeuge im letzten Jahr verkauft. In den späten 90er waren es noch 2.4 Millionen Fahrzeuge.

Unmögliche Turnarounds von Autofirmen sind bereits vorgekommen, der letzte mit Nissan unter der Führung von Carlos Ghson. Ghson führt heute den Besitzer von Nissan: Renault. Marchione sagt, dass der Weg steinig sein aber er glaube das Fiat in 5 Jahren im ersten Viertel der profitabelsten Autohersteller sein wird.

Quelle: italiaspeed
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