Alfa Forum Schweiz - Giulietta QV TRT 2014

Alfa Romeo Giulietta Quadrifoglio Verde. Was f�r ein Name! Was f�r eine Bezeichnung! Diese Worte zergehen einem wie Honig auf der Zunge, wecken Erinnerungen und Sehnsucht zugleich. An glorreiche Zeiten in den 50er-, 60erund 70er-Jahren, als die Sch�nen und Sportlichen aus Mailand auf Namen wie Giulia, Giulia Bertone, Giulietta Sprint und Giulietta Spider h�rten. Oder, ein wenig sp�ter, Alfetta. Dann, ab 1985, wurden aus den klangvollen Namen n�chterne Zahlen: Alfa 90, Alfa 75, Alfa 164, Alfa 159, Alfa 147. Und mit dieser sachlichen N�chternheit verflogen auch die grossen Emotionen, das vielzitierte �cuore sportivo� schlug mit jedem neuen Modell weniger schnell. Selbst dann, als Alfa mit der Bezeichnung Quadrifoglio Verde f�r das jeweilige Topmodell � optisch veredelt und leistungsm�ssig optimiert � nachzuhelfen suchte. Rennsportliche Vergangenheit liess sich einfach nicht mehr heraufbeschw�ren. Jedenfalls nicht mit den durchnummerierten Modellreihen.

Mehr Fiat als Alfa

Dann halt nochmals � m�glicherweise letztmals? � ein Kleeblatt-Versuch mit einer Giulietta, muss man sich bei Alfa in schierer Verzweiflung gesagt haben. Denn mit gerade mal 74'000 verkauften Autos weltweit bei allerdings auch nur noch zwei Modellen � Giulietta und Mi- To � hat die einstige Traditionsmarke im vergangenen Jahr einen absoluten Tiefpunkt erreicht.

Es ist also eine Flucht nach vorne, was die gepimpte Neuauflage der Giulietta angeht, und zudem ein Spiel auf Zeit, bis der von Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne angek�ndigte Turnaround Tatsache wird. Denn allein mit einem klangvollen Namen ist heute so gut wie nichts mehr zu machen. Das hat Alfa bereits 2010 erkennen m�ssen, als die Italiener die Giulietta, die in ihrer urspr�nglich zweiten Generation 1985 auslief, neu lancierten. Statt der erhofften 100'000 Einheiten pro Jahr setzten sie seither insgesamt nur 255'000 St�ck ab. In der Schweiz waren es exakt 7687. Schnell wurde klar: Der neuen Giulietta fehlte der Pfiff und in jeder Beziehung das Besondere der legend�ren Vorg�ngerin.

Das durchaus sportlich gezeichnete Auto war � wie der altgediente Z�rcher Alfa-Spezialist Jack Linder gleich erkannte � �ein zwar besserer und zudem sch�ner verpackter Fiat, aber eben kein echter Alfa� mehr. Zu viele Konzessionen hatten die Mail�nder seiner Meinung nach gemacht, um ihr Kompaktmodell allein schon im Vergleich mit den deutschen Rivalen in der gleichen Klasse � VW Golf, Opel Astra, Ford Focus � preislich auf konkurrenzf�higem Niveau zu halten. Eine Einsch�tzung, die viele mit Linder teilten.

�The voice of Alfa Romeo�

Jetzt bietet das Auto, immerhin, wieder die lange vermisste Dynamik, begleitet erst noch von jenem typisch-kernigen Sound, den ungez�hlte Alfisti noch immer in ihren Ohren gespeichert haben. Was die Entwickler der neusten Giulietta- Version mit Kleeblatt-Emblem vergangene Woche bei der Lancierung auf dem Fiat-Testgel�nde in Balocco sogar euphorisch von einem Comeback der �Voice of Alfa Romeo� schw�rmen liess.

Erm�glicht hat ihnen dieser Schritt zweierlei. Zum einen der 1,8-Liter-Turbobenziner, der aus dem Mittelmotor- Zweisitzer 4C stammt, 240 PS leistet und die immerhin 1,4 Tonnen schwere Giulietta in 6,0 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigt (Topspeed 248 km/h). Und zweitens der Kunstkniff der Soundtechniker, denen es nach angeblich �intensivem Forschen � gelungen ist, das Design des Ansaugkr�mmers wieder so hinzukriegen, wie das schon bei den Giuliettas in den 60er-Jahren der Fall war.

Wenn man denn in Balocco mit dem Quadrifoglio �ber die Teststrecke r�hrt, mit gutem Gef�hl und sogar gutem Gewissen, weil es in der l�ndlichen Gegend zwischen Mailand und Turin kaum jemanden gross st�rt, dann beginnt das �cuore sportivo� langsam und vorerst sanft wieder zu pochen. Denn auch die Leistung stimmt. Fahrdynamisch jedenfalls gibt es wenig zu kritisieren. Ansonsten ist, leider, manches so geblieben, wie es zuvor schon war: kein wirklich griffiges Lenkrad, wenig �berzeugende Schalensitze und leider immer noch sehr, sehr viel Hartplastik.

5 Milliarden f�r neue Modelle

Die neue Giulietta Quadrifoglio Verde gibt es ab 42'900 Franken, in einer limitieren Sonderauflage von 500 Fahrzeugen, unter anderem in mattem Magnesiumgrau, f�r 47 750 Franken. Ohne Kleeblatt-Symbol an den Flanken und mit kleineren Motorisierungen wie dem 1,4-Liter-Benziner (120 PS) kommt die Giulietta f�r 20'000 Franken weniger in den Handel. Mit der neuen Top-Version der Giulietta erh�ht sich der Pulsschlag der Alfisti also wieder. Und offensichtlich schl�gt das Herz auch beim Fiat- Boss selbst wieder st�rker f�r Alfa.

F�nf Milliarden Euro, so hat Marchionne Mitte Mai angek�ndigt, will er in die Marke investieren und ihr damit den alten Glanz zur�ckgeben. Wenn es denn wirklich so ist, dann sollen bis 2018 acht von Grund auf neu konzipierte Alfa Romeo auf den Markt kommen, die weder mit Fiat noch mit Chrysler direkt etwas zu tun haben. Eine klassische Stufenheck-Limousine � la 3er-BMW oder Audi A4 als neue Giulia ist angesagt, auch eine Kombi-Version soll es davon geben. Dar�ber d�rfte mit Fokus auf den US-Markt eine zweite, gr�ssere Limousine rangieren, die wie k�nftig alle Modelle oberhalb der kompakten Giulietta wieder ausschliesslich auf Heckantrieb basiert. Zudem will Marcionne bis 2018 einen Alfa-SUV bringen. Behauptet er jedenfalls.

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