Alfa Forum Schweiz - ein autotest geschrieben von einem netten tester der ZEIT
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volker hauser 13.08.2004 13:35

ein autotest geschrieben von einem netten tester der ZEIT
 
DIE ZEIT - LEBEN

34/2004


Am Start im Sportwagen: Burkhard Strassmann, ZEIT-Autor, im Alfa Romeo GT 3.2 V6 24V

Motor der Liebe

Die Liebe eines Alfa-Fahrers zu seinem Auto wächst von Tag zu Tag – auch wenn es seine Mängel nach und nach erst offenbart

1. Gang: Was ist das (Preisfrage)?

Der Wendekreis entspricht dem eines Nutzfahrzeuges. Für Gegenstände in der Größe eines Handys gibt es keine Ablagemöglichkeit. Der Aschenbecher geht nicht zu. Im Rückspiegel sieht man höchstens drei Meter Asphalt. In der Armlehne quietscht es. Den Tempomaten findet man eventuell, wenn man links am Knie vorbei und unterm Lenkrad durch nach schräg oben tastet. Das Radio kann man nicht ausstellen, nur leise drehen. Die Sitze verursachen Rückenschmerzen. Im Innenraum müffelt es immer wieder spontan nach verbranntem Gummi. Der Blinkerschalter kommt ungern von sich aus in die Nullstellung zurück. Die Bedienung von Klimaanlage und Bordcomputer beherrscht man auch nach einsemestrigem Studium der 300-seitigen Bedienungsanleitung nicht. Weil das Kupplungspedal in einer Mulde liegt, kracht es beim Herunterschalten, es sei denn, man hat winzige Füße. Die Alarmanlage jault vor dem Verlassen des Fahrzeugs ohne ersichtlichen Grund auf. Außerdem verbraucht das Auto gern über 20 Liter auf 100 Kilometer. Preisfrage: Was ist das? Ein Russe? Warm! Ein Italiener? Heiß! Alfa Romeo? Treffer, versenkt!

2. Gang: Liebe I

Die Liebe zwischen Menschen, das wissen die Jüngeren unter uns noch nicht, aber die Älteren, überdauert die Phase der Verliebtheit nur, wenn sich alle Beteiligten tagtäglich in Nachsicht und Vergebung üben. Ohne pausenloses Verzeihen zwischen den Liebenden legen beide Seiten alsbald Mängellisten an. Die werden länger und länger, und vor lauter Fehlern sieht man bald das geliebte Objekt nicht mehr. Am Ende stellt einer (oder, im Idealfall, beide zugleich) fest: Wir sind einfach zu unterschiedlich. Trennung, tschüss, nächster Versuch.

3. Gang: Liebe II

Dagegen die Liebe zum Auto! Der glühendste Autoliebhaber der Welt ist der Alfista (Plur.: Alfisti, vgl. Ferrarista, aber: Tifoso! Im dt. Spr.gebr. nur Opelianer, d.i. Opel-Arbeiter, nicht: Mercedist, Porschist!). Der Alfista liebt Alfa Romeo. Und zwar nicht, wie man seine Frau oder Deutschland liebt. Er liebt lodernd, anschwellend und jenseits aller Zweifel. Die Liebe des Alfista wächst – im Gegensatz zur Liebe zwischen Menschen – von Tag zu Tag. Und ihr Fortbestand bedarf nicht der Verzeihung und der Nachsicht. Im Gegenteil: Der Alfista liebt sein Auto gerade wegen seiner Fehler. (Vielleicht sogar nur wegen seiner Fehler, aber das ist ein sehr kühner Gedanke.) Treffen sich zwei Alfisti in einer Bar. Sagt der eine: »Meiner lässt mich seit zwei Monaten nicht mehr rein! Irgendwas mit dem Funkschlüssel. Die Werkstatt ist machtlos.« Sagt der andere: »Hör auf, Peanuts! Bin gerade wieder 1000 Euro ärmer geworden. Sie mussten die gesamte Elektrik rausrupfen.« Neidische Blicke beim Ausgesperrten. ©

4. Gang: Autotest I (Alfista)

Vor uns duckt sich das Sportcoupé Alfa Romeo GT. Schwarz. Die Schnauze am Asphalt. Der imposante, die Frontoptik prägende scudetto, der herzförmige Kühlergrill, glänzt silbern. Die hinteren Radhäuser schwellen schenkelgleich an. Sie signalisieren äußerste Sprungbereitschaft und unterstützen die atemraubende Keilform der Karosserie. Was für ein hoch aufragendes, wunderschönes Hinterteil hat das berühmte Designlabor Bertone gezeichnet! Fürs Rückfenster blieb nur ein Sehschlitz – und die Botschaft: Wer wird in diesem Auto je zurückschauen!?

Die lederbezogenen Sportsitze nehmen uns saugend auf, schlürfend! Herzergreifend schön sind die weißen, aluverblendeten Zifferblätter der Anzeigeinstrumente. Knurrend meldet sich die Maschine im Leerlauf, ein Meisterwerk des Akustikdesigns. Passanten an der Ampel bleiben atemlos stehen: ein Bolide! Umstandslos dreht der Motor hoch. Sehr hoch.

Am Anschlag, bei gut 7000 Touren und einen Wimpernschlag vor dem knackigen Schaltvorgang, ertönt ein atemberaubendes Scheppern und Schnattern – eine akustische Sensation, die sonst dem Motorsport vorbehalten ist. Auf serpentinenreicher Landstraße ist der GT in seinem Element, ein Kurvenräuber, der selbst Haarnadelkurven mit einer Eleganz und Souveränität nimmt, die unser cuore sportivo höher schlagen lässt. Doch erst auf der Autobahn jagen sich die Aha-Erlebnisse. Kaum ein Fahrzeug genießt solch ein Überholprestige – eilfertig spritzt zur Seite, was dem GT im Weg ist. Der gebieterische scudetto auf schwarzem Grund, flankiert von blitzenden Xenonpfeilen – da widerfährt uns ehrlicher Respekt. Und mit knapp 250 Spitze gibt es auch keine Konkurrenz mehr. Gern spendieren wir diesem Auto 20 Liter vom Feinsten auf 100 Kilometer. Zumal uns im Display der herrlichste Tankhinweis seit Erfindung des Automobils überrascht: »Achtung! Autonomie begrenzt!« Ist es nicht genau das, worum es dem Alfista eigentlich und zutiefst geht: unbegrenzte Autonomie?

5. Gang: Autotest II (Franco Z.)

Testfahrt mit dem Alfa GT durchs Sauerland. Tester Franco Z. ist der einzige Freund, in dessen Adern italienisches Blut pulst, als Alfa-Tester ist er damit qualifiziert. Z. sagt, das Sauerland sei die deutsche Antwort auf die süditalienische Basilicata, zumindest gebe es hier steile Straßen, sodass man das Fahrzeug auf seine Italientauglichkeit testen könne.

Wir speisen das Bose-Soundsystem mit Zucchero. Wir tragen schwarze Sonnenbrillen. In der Nähe von Lethmate kommt es zum Ernstfall. Fünfzehn Prozent Steigung! Der Dschiti, wie Z. den GT nennt, meistert die Aufgabe bravourös. Vor Begeisterung suchen wir in Letmathe eine Kaffeebar, vor der man halten, sich aus dem Auto schälen, einen prüfenden Blick auf die Girls werfen und dann bei einem Espresso das Auto anhimmeln kann. Es gibt in ganz Letmathe kein solches Lokal. Dafür aber Autos, die mit Reklame für Mauerentfeuchtung bei aufsteigender Nässe beklebt sind. Z. meint, so etwas wolle er auf einem Alfa nicht lesen. Als wir an einer Ampel stehen, fällt ihm auf, dass über dem Fenster die gewohnten Haltegriffe fehlen, weil dort jetzt ein Airbag sitzt. Schlagartig bekommt Z. schlechte Laune. Weil man im ganzen Sauerland keinen Kaffee bekommt. Und weil er seine Hand gern in einen Haltegriff hängt.

Wir sind längst zu Paolo Conte übergegangen. Da entdeckt Z. zwei kameraartige Geräte im Dachhimmel, zu denen auch die ziegelsteinschwere Bedienungsanleitung keinerlei Erklärung abgibt. »Die drehen Sex-Videos, und wir beide werden da mit reingeschnitten«, tobt er. Auf der Autobahn konstatiert er schließlich knapp und mit zusammengebissenen Zähnen, dass heutzutage jeder »blöde Idiot« für 37000 Euro ein Auto kaufen kann, welches niemals überholt wird. Das Auto ist mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Eine Karre fürs cuore Letmathe, knurrt Z. noch – für italienische Ohren eine niederschmetternde Begriffsbildung.

6. Gang: »Sex Machine«

Völlig demoralisiert sind wir dann in eine dubiose Kleinstadt namens Unna gefahren und haben James Brown gehört: Sex Machine.

Unter der Haube

Motorbauart/ Zylinderzahl: Benzin-Motor, 6 Zylinder, 3179 ccm Hubraum

Leistung: 176 kW (240 PS) bei 6200 U/min

Maximales Drehmoment: 300 Newtonmeter bei 4800 U/min

6-Gang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb Beschleunigung (0–100 km/h): 6,7 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 243 km/h

EU-Durchschnittsverbrauch: 12,4 Liter auf 100 km (Superbenzin)

Kosten (pro Jahr): Vollkaskoversicherung: Typklasse 27; Steuer 216 Euro (Schadstoffklasse Euro 4)

Empfohlener Preis: 37000 Euro (Basispreis)

PS Nächste Woche am Start: Margit Stoffels, ZEIT-Autotest-Koordinatorin, im BMW 645 CI Cabrio

evo 13.08.2004 13:50

Würde mich interessieren was die Tester in Deutschland so alles rauchen...?

Säm 13.08.2004 14:47

Ciao Volker

Geiel Beitrag finde ich. Meiner Meinung nach zeigt es eben das auf, was wir Alfisti je bereits über die Deutschen wissen. Sie sind einfach nur Neidisch auf die Italienische Automobilkunst! :P

Gruss

Säm

PS: Bitte poste dann auch den Beitrag über den 645 BMW rein. Mal schauen was dort so geschrieben wird. Wobei ich mir sicher bin das dort dan den Bayern Zucker in den :arsch: geblasen wird!!!!

volker hauser 13.08.2004 23:20

Zitat:

Zitat von Säm
..................Bitte poste dann auch den Beitrag über den 645 BMW rein. .........................



ich bin doch nicht lebensmüde bei euch fanatisten :)

dann heist es wieder der mit dem bmw :oops:

Hans 13.08.2004 23:47

Tss...tsss... Was suchen die auch in Deutschland Kaffee?!?! :hmm: :hmm: Wollten die sich umbringen??? :dumguck: :dumguck: Kaffee in Deutschland... ich kanns kaum fassen... :? Das wäre ja fast dasselbe, wie wenn ich in England ein "gutes" Restaurant suchen würde.... :cry: :o :( PS: Mit "gutes" meine ich lediglich "es könnte geniessbar sein"

Chris75 14.08.2004 23:34

2. Gang
 
Eines haben die jedenfalls begriffen. Erst mal muss Liebe entstehen, damit sie auf die Probe gestellt werden kann und bei der man sich etwa verzeihen kann. Wenn diese Liebe aber nicht entsteht, weil die Deutschen Kisten so gefühllos aussehen, innen wie aussen nur gut verarbeitet aber tot, entsteht diese Liebe gar nicht.
Immer mehr neue Autos sind innen wieder so, wie sie nie jemand wollte. Grau in Grau mit etwas Grau. Und das das ganze doch noch für das Testerauge was bringt, müssen Chromränder überall hin. Die spiegeln dann, wenn die Sonne draufscheint, aber das ist bei deutschen Autos egal.
Vor 15 Jahren haben die Autozeitschriften die Amis und die Japser noch gescholten, wenn sie Chromleisten an den Fensterrahmen, am Grill oder den Griffen verwendet haben, heute haben das vor allem die deutschen Marken wieder in Mode gebracht?????

Chris


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